Nachhaltigkeitsberichterstattung – kurzfristiger Trend oder unausweichliche Entwicklung?

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Seit mittlerweile fünf Jahren leite ich bei respACT – der österreichischen Unternehmensplattform für Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltiges Wirtschaften – eine Arbeitsgruppe zum Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung“. Mein Fazit nach fünf Jahren intensiver Zusammenarbeit mit Unternehmen: An der Berichterstattung wird in Zukunft kein (großes) Unternehmen mehr vorbeikommen.

Und das sind aus meiner Sicht die entscheidenden Gründe dafür:

1.    You can’t manage what you can’t measure – Der Erfolg und Nutzen von Nachhaltigkeitsaktivitäten will gemessen und sowohl für das Unternehmen selbst als auch für Umwelt und Gesellschaft nachvollziehbar gemacht werden. Hierfür eignet sich eine regelmäßige Berichterstattung z.B. nach den Leitlinien der Global Reporting Initiative, da diese international anerkannte Indikatoren in allen wesentlichen Bereichen liefert, die auch ein Benchmarking mit Unternehmen derselben Branche ermöglichen. So wird die eigene Nachhaltigkeitsleistung mess- und vergleichbar. In der Realität stellen diese Indikatoren Unternehmen immer wieder vor Herausforderungen: Wie ermittle ich meinen CO2-Ausstoß im Detail und wie vergleichbar sind diese Daten? Diese und andere Fragen diskutieren wir im Rahmen der respACT-Arbeitsgruppe. Es ist unmöglich einen „one size fits all“-Ansatz zu finden, aber die Erfahrung zeigt: Der regelmäßige Austausch mit anderen Unternehmen ist sinnvoll, um den für den eigenen Betrieb brauchbarsten Ansatz zu finden.
2.    Transparenz erhöht Glaubwürdigkeit –  Zu „echter CSR“ gehört auch die Berichterstattung über die selbige. Vielen Unternehmen wird erst im Zuge der Recherche und Datensammlung für ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht bewusst, wo die Stärken und Schwächen des eigenen Nachhaltigkeitsmanagements liegen. Durch den von den neuen G4-Richtlinien der Global Reporting Initiative geforderten Fokus auf das Wesentliche wird schnell klar, welche Maßnahmen tatsächlich eine große Wirkung zeigen und welche als „nice to have“ getrost ausgemistet werden können. Anhand der in jedem guten Bericht vorhandenen Übersicht über gesetzte Ziele und Maßnahmen kann darüber hinaus gut nachvollzogen werden, an welchen Schrauben noch gedreht werden muss.
3.    Anspruchsgruppen fordern Rechenschaft von UnternehmenEine solche Übersicht über die eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten ist aber nicht nur für das eigene Management und die interne Evaluierung sinnvoll, sondern wird auch von vielen Anspruchsgruppen vermehrt eingefordert. Als Unternehmen sollte man sich daher vor der Erstellung des ersten Berichts Gedanken darüber machen, wer die wichtigsten – und vielleicht auch kritischsten – Anspruchsgruppen (engl.: „Stakeholder“) sind. Im Dialog mit den Stakeholdern kann so im Vorfeld eruiert werden, welche Erwartungen diese an das eigene Unternehmen haben und welche Themen der Bericht in jedem Fall abdecken sollte.
4.    Verbindliche EU-Richtlinie zur Offenlegung nicht-finanzieller Informationen – Sollten diese Gründe für Sie noch immer nicht ausreichen, um sich nun sogleich an die Erstellung Ihres ersten Nachhaltigkeitsberichtes zu machen, so ist es vielleicht der folgende: Das Europäische Parlament hat am 15. April 2014 einen Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie zur Offenlegung bestimmter sozialer und ökologischer Aspekte von großen Unternehmen verabschiedet. Demnach sollen Unternehmen, die im öffentlichen Interesse stehen, ab 2016 bzw. 2017 über ökologische, soziale und mitarbeiterbezogene Aspekte, über die Wahrung der Menschenrechte sowie über Anti-Korruption Bericht erstatten. Konkret betrifft die Richtlinie „public interest entities“ mit mehr als 500 MitarbeiterInnen, mit mehr als 20 Millionen Euro Bilanzsumme und mehr als 40 Millionen Euro Nettoumsatz.  Auch wenn Ihr Unternehmen nicht in die Zielgruppe der Richtlinie fällt, sollten Sie besser jetzt damit beginnen, es zukunftsfit zu machen.

Was Nachhaltigkeitsberichterstattung auch kleinen Unternehmen bringt, zeigt eindrucksvoll die Austria Glas Recycling, die für ihre Berichte schon mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Austrian Sustainability Reporting Award (ASRA). Wenn Sie als KMU genauso durchstarten wollen, hilft Ihnen unser Leitfaden „In 6 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“. Oder Sie statten uns einen Besuch im Rahmen der respACT-Arbeitsgruppe ab, die 2015 bereits ins sechste Jahr geht. Fortsetzung folgt.

Gastautorin

Bettina Steinbrugger  ist seit 2007 Projektleiterin bei respACT – der österreichischen CSR-Unternehmensplattform – und leitet Projekte und Arbeitsgruppen u.a. zu den Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung, CSR-Impactmessung oder Stakeholder Engagement und koordiniert das österreichische UN Global Compact-Netzwerk. Nebenbei lehrt sie an der Universität Graz und an der FH Krems zum Thema CSR-Instrumente und Unternehmensverantwortung.

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