„Der Rohstoffverbrauch steht immer noch im Schatten der Energiewende. Dabei lohnt sich jedes eingesparte Kilogramm mehrfach.“ So leitet das Magazin Technology Review seine Analyse zur Ressourceneffizienz im Artikel „Kilo pro Kilo“ ein. Wer die Umwelt schonen will, der müsse nicht nur den Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen senken sondern auch den Ressourcenverbrauch reduzieren. Die Umrechnung aller entstandenen Treibhausgase in den Klima-Effekt wird kritisch betrachtet.
Man beruft sich dabei unter anderem auf den Chemiker Friedrich Schmidt-Bleek, Mitbegründer des Wuppertal Instituts, der die Konzentration aller Umweltschutzbemühungen auf die Maßeinheit Tonnen CO2-Äquivalent als Verengung des Fokus bezeichnet. In seinem 2014 erschienen Buch „Grüne Lügen“ schreibt Schmidt-Bleek: „Es werden nur etwa 20 Prozent unserer derzeitigen Umweltprobleme überhaupt in den Blick genommen.“ Eine brauchbarere Maßeinheit, um die Umwelt- und Ressourcenprobleme bewerten und in den Griff bekommen zu können, sei die Materialintensität (MIT) in Kilogramm Naturverbrauch pro Kilogramm fertiges Produkt. Darin sollte unter anderem der Verbrauch an Biomasse, Mineralien, fossilen Energieträgern, Wasser und Luft sowie der Abraum im Bergbau und die Bodenerosion bei der Landwirtschaft einfließen.
Das Wuppertal Institut errechnete beispielsweise, dass ein Kilogramm Kupfer einen ‚ökologischen Rucksack‘ aus 179 Kilogramm nicht-biologischen Rohstoffen, 236 Kilogramm Wasser und 1,16 Kilogramm Luft trägt – selbst wenn es zur Hälfte aus Recyclingmaterial gewonnen wird. Laut Schmidt-Bleek verbrauchen technische Geräte das 30-Fache ihres Eigengewichts, ein smartphone gar das 450-Fache. Die National Academy of Engineering hat erhoben, dass in den USA 93 Prozent der abgebauten Ressourcen niemals in verkäufliche Produkte umgewandelt werden sondern Abraum sind. Und die Deutsche Materialeffizienzagentur (demea) errechnete, das mit jedem eingesparten Kilogramm Stahl auch bis zu 21 Megajoule Energie eingespart werden. Energie- und Rohstoffverbrauch sind offensichtlich eng miteinander verknüpft.
Quelle: Technology Review, 04/2015; Monika Piber-Maslo fasste den Artikel ‚Kilo pro Kilo – Die Rohstoffwende steht immer noch im Schatten der Energiewende. Dabei lohnt sich jedes eingesparte Kilogramm mehrfach.‘ für www.glasrecycling.at zusammen. Grafik: Technology Review, 04/2015; Technology Review ist die deutsche Lizenzausgabe der MIT Technology Review. www.technologyreview.de