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Zweites Leben für (Brillen)Gläser

ATM-MA_25Ein Markt in Brasilien: Altmedikamente werden zum Verkauf angeboten. Nach Farben sortiert stehen hier die Pillen! Leider verbirgt sich hinter sogenannten „Hilfsprojekten“ oft nur der Versuch einer billigen Müllentsorgung im Ausland.

Mit dem Projekt „Sehhilfe für Afrika“ sollte mehr entstehen, als nur das regelmäßige Übersenden von alten, gebrauchten Brillen nach Burkina Faso. Es sollte eine entsprechende Struktur aufgebaut werden – unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Und gebrauchsfähige Brillen erhalten ganz im Sinne des ReUse-Gedankens ein zweites, verlängertes „Leben“.

Potente Sponsoren zur Umsetzung

Grundstein für die Projektumsetzung war das tolle Netzwerk von Schulen, Kommunen, öffentlicher Hand und Wirtschaft. Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Sponsoren aufzutreiben, hatten wir Glück, über die Wirtschaftskammer Tirol die Optiker sowie Swarco Recycling mit im Boot zu haben. Mit potenten Sponsoren wird die Zugkraft eines Projektes gleich viel größer!

Meilenstein für Burkina Faso

Doch alles der Reihe nach: Verschiedene Schulen wie die Optikerschule Hall, die BHAK/BHAS Hall, die HTL Innsbruck-Anichstraße starteten mit der Universität Innsbruck eine Entwicklungszusammenarbeit für Burkina Faso unter dem Titel „élèves pour élèves“. Regelmäßig gingen Lieferungen mit neuen Maschinen, Schulmaterial sowie Brillenfassungen und Gläser nach Afrika. Als Teilprojekt daraus entwickelte sich 2009 die „Sehhilfe für Afrika“. 2012 folgte der Bau einer Optikerschule in Burkina Faso. Afrikanische Lehrer absolvierten ihre Ausbildung in Tirol. Mittlerweile haben die ersten neun afrikanischen Studenten ihre Lehrzeit beendet, weitere sind in Ausbildung. Die technische Infrastruktur und das Know-how der Menschen ermöglichen es nun, dass Brillengläser direkt vor Ort vermessen, gefertigt und angepasst werden. Ein Meilenstein für die dortige Bevölkerung!

Wichtig ist allen Projektpartnern, die Schule laufend vor Ort zu unterstützen. Ein regelmäßiger Austausch findet über Internet und Skype statt. Besuche in der „Partner“-Schule dienen der Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Evaluierung.

Erste Tiroler Brillensammlung

Nachdem die Grundstrukturen in Afrika gefestigt waren, ging es darum, möglichst viele alte, gebrauchte Brillen einer Wiederverwertung zuzuführen. Die Optikerschule Hall wandte sich an die ATM-Abfallwirtschaft Tirol Mitte und bat uns, eine tirolweite Brillensammlung umzusetzen. Als Projektleiter machte ich mich an die Umsetzung: Gemeinsam mit der Optikerschule Hall, die ja bereits die Aufbauarbeit in Burkina Faso geleistet hatte, dem Land Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol, Swarco Recycling und der HAK Hall initiierten wir schließlich eine große, flächendeckende Brillensammlung in Tirol.

Botschaft angekommen

Als Umweltserviceorganisation von 104 Gemeinden installierten wir auf allen unseren Recyclinghöfen spezielle Sammelboxen zum Einwurf der Brillenfassungen und Gläser. Diese Sammelboxen stehen zudem in allen Augenoptikergeschäften. Damit können wir die Tiroler Bevölkerung gezielt erreichen. Mittels weitläufiger PR-Maßnahmen ist unsere Botschaft auch angekommen: In den ersten sechs Monaten nach Projektstart landeten bereits 5.000 Stück Altbrillen in unseren Boxen!! Das hat all unsere Erwartungen übertroffen! Es zeigt uns aber auch, dass viele Menschen nur darauf gewartet haben, ihre zuhause herumliegenden Brillen einem ReUse-Prozess zukommen zu lassen. Schließlich stellt „Sehhilfe für Afrika“ neben seinem sozialen Hintergrund einen sinnvollen Beitrag zu den abfallwirtschaftlichen Zielen „Abfallvermeidung“ und „Vorbereitung zur Wiederverwendung (Re-Use)“ dar.


Schüler der Optikerschule Hall beim Klassifizieren der “Tiroler-REUSE-Brillen”.

Die gesammelten Brillen werden von Swarco Recycling bei den Recyclinghöfen abgeholt und zur Optikerschule Hall gebracht. Dort werden die gebrauchten Brillen sortiert und nach Sehstärken gekennzeichnet. Im Idealfall sind Brillen gleich gebrauchsfähig, die dann in Burkina Faso nach dem Sehtest mit nach Hause genommen werden können. Teilweise werden Brillenfassungen und Gläser getrennt verwendet.

Die Sammlung, Aufbereitung und Weitergabe von solch hochwertigen Gegenständen wie optischen Brillen und Sonnenbrillen, die in Tirol nicht mehr verwendet, jedoch in anderen Ländern dringend gebraucht werden, ist eine langfristige Aktion, die auch in Zukunft weiter verfolgt wird. Aktuell befasst sich ein Maturaprojekt in der Optikerschule Hall damit, wie das Marketing für „Sehhilfe für Afrika“ noch optimiert werden kann. Die Ideen rund um die Aktion gehen also nicht aus …

www.sehhilfeafrika.at

Autor

Ing. Alexander Würtenberger ist Leiter der Umwelt- und Abfallberatung sowie Öffentlichkeitsarbeit der ATM-Abfallwirtschaft Tirol Mitte. Die ATM betreut 104 Gemeinden in den Bezirken Innsbruck-Land und Schwaz in allen abfallwirtschaftlichen Belangen und betreibt gemeinsam mit der IKB-Innsbrucker Kommunalbetriebe die Restabfallsortieranlage MA Ahrental bei Innsbruck. Er ist Obmannstellvertreter beim VABÖ (Verband der österreichischen Umwelt- und Abfallberater) und Tirols dienstältester Abfallberater (seit 27 Jahren!). In seiner Freizeit ist der leidenschaftliche Imker vor allem im Garten und auf den Bergen anzutreffen.

ATM-Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH
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