17 gemeinsame Ziele für die ganze Welt

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Wie jeder von uns zu den Sustainable Development Goals beitragen kann

1 Sustainable Development Goals – was ist das?

Ende September 2015 einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf 17 neue, globale Nachhaltigkeitsziele. Sie sind die Nachfolger der Millennium Development Goals, jener acht Entwicklungsziele, die 2000 formuliert wurden. Zur Zielerreichung verpflichteten sich alle 193 UN-Mitgliedsstaaten, darunter Österreich.

Neu ist, dass diese Vorhaben nicht vorrangig für Entwicklungsstaaten gelten, sondern für alle: Für Entwicklungs- und Industrienationen, für Politik und Zivilgesellschaft, für große und kleine Unternehmen und für jeden Einzelnen.

Bis 2030 sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit ihren 169 Unterzielen erreicht werden. Sie fokussieren auf „Nachhaltige Entwicklung“, auf „Sustainable Development“, das heißt eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generation erfüllt, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse zu stillen.

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2 Wie sieht die ideale Welt aus Sicht der Sustainable Development Goals aus?

Gemeinsam erarbeitete die Staatengemeinschaft eine Vision, wohin die 17 Ziele führen sollen. Die Menschen, die die Sustainable Development Goals schufen und unterzeichneten, sehen eine Welt vor sich, die

„frei von Armut, Hunger, Krankheit und Not ist und in der alles Leben gedeihen kann. Eine Welt, die frei von Furcht und Gewalt ist. Eine Welt, in der alle Menschen lesen und schreiben können. Eine Welt mit gleichem und allgemeinem Zugang zu hochwertiger Bildung auf allen Ebenen, zu Gesundheitsversorgung und Sozialschutz, in der das körperliche, geistige und soziale Wohlergehen gewährleistet ist. Eine Welt, in der wir unser Bekenntnis zu dem Menschenrecht auf einwandfreies Trinkwasser und Sanitärversorgung bekräftigen, in der es verbesserte Hygiene gibt und in der ausreichende, gesundheitlich unbedenkliche, erschwingliche und nährstoffreiche Nahrungsmittel vorhanden sind. Eine Welt, in der die menschlichen Lebensräume sicher, widerstandsfähig und nachhaltig sind und in der alle Menschen Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energie haben.“

Und weiter: „Wir sehen eine Welt vor uns, in der die Menschenrechte und die Menschenwürde, die Rechtsstaatlichkeit, die Gerechtigkeit, die Gleichheit und die Nichtdiskriminierung allgemein geachtet werden, in der Rassen, ethnische Zugehörigkeit und kulturelle Vielfalt geachtet werden und in der Chancengleichheit herrscht, die die volle Entfaltung des menschlichen Potenzials gewährleistet und zu geteiltem Wohlstand beiträgt. Eine Welt, die in ihre Kinder investiert und in der jedes Kind frei von Gewalt und Ausbeutung aufwächst. Eine Welt, in der jede Frau und jedes Mädchen volle Gleichstellung genießt und in der alle rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schranken für ihre Selbstbestimmung aus dem Weg geräumt sind. Eine gerechte, faire, tolerante, offene und sozial inklusive Welt, in der für die Bedürfnisse der Schwächsten gesorgt wird.“

Diese gemeinsame Vision will Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit vereinen: „Wir sehen eine Welt vor uns, in der jedes Land ein dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum genießt und es menschenwürdige Arbeit für alle gibt. Eine Welt, in der die Konsum- und Produktionsmuster und die Nutzung aller natürlichen Ressourcen – von der Luft bis zum Boden, von Flüssen, Seen und Grundwasserleitern bis zu Ozeanen und Meeren – nachhaltig sind. Eine Welt, in der Demokratie, gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit sowie ein förderliches Umfeld auf nationaler und internationaler Ebene unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklung sind, darunter ein dauerhaftes und inklusives Wirtschaftswachstum, soziale Entwicklung, Umweltschutz und die Beseitigung von Armut und Hunger. Eine Welt, in der die Entwicklung und die Anwendung von Technologien den Klimawandel berücksichtigen, die biologische Vielfalt achten und resilient sind. Eine Welt, in der die Menschheit in Harmonie mit der Natur lebt und in der wildlebende Tiere und Pflanzen und andere Lebewesen geschützt sind.“

3 Wie lösen wir die Widersprüche?

Die 17 Ziele und die Vision zeigen wichtige Widersprüche auf: Wie kann Wirtschaftswachstum mit geringerem Ressourcenverbrauch einhergehen? Das beginnt schon im Kleinen, wo wir die Widersprüchlichkeit, die Schwierigkeit nachhaltiger Entscheidungen erleben: Kaufe ich Glasflaschen, die schwerer sind, die ich vorausschauend einkaufen und nach Hause bringen muss? Entsorge ich sie ordnungsgemäß im Glascontainer? Entscheide ich mich für Mehrweg-Flaschen (Pfandflaschen), die ich dann wieder zurück in den Supermarkt, ins Bio-Geschäft, zum Ab-Hof-Verkauf trage? Oder nehme ich die schnelle Plastikflasche und werfe sie in den nächstbesten Mistkübel, wenn ich sie ausgetrunken habe?

Im Großen wird die Frage noch schwieriger: Haben alle Menschen das Recht darauf, unseren europäischen Standard, unser Wohlstandsniveau zu erreichen? Auch wenn das die Umwelt, den Planeten zerstört? Ist es wichtiger, unberührte Landschaften zu schützen, oder neue Ackerflächen zu erschließen? Wer entscheidet, ob das Recht auf Bildung wichtiger ist als die Unberührtheit indigener Völker? Umgekehrt könnte die Frage auch lauten: Haben wir das Recht auf unseren europäischen Standard, der die Grenzen unseres Planeten sprengt? 2016 beanspruchte die Weltbevölkerung bereits am 08. August alle Naturleistungen, die ihr das Ökosystem Erde in diesem Jahr nachhaltig bereitstellen konnte. Für Österreich war der „Overshoot Day“, der Erschöpfungstag, weit früher: am 17. April 2016. Wir brauchen daher auch eine neue Definition, was ein gutes Leben ist, welcher Standard gerecht und für alle möglich sein kann.

Eine Antwort der Sustainable Development Goals auf diese Fragen ist, wirklich alle in die Pflicht zu nehmen. In den nächsten 14 Jahren, bis 2030, müssen alle zusammen überlegen und gemeinsam abwägen, die richtigen Entscheidungen treffen: Als Politiker/-in, als Manager/-in, als Mensch.

4 Was können wir, was kann ich tun?

Greifen wir zwei Ziele und deren Subziele heraus, um uns anzusehen, wie Unternehmen und wir als Einzelpersonen beitragen können: Bildung (Ziel 4) und nachhaltigen Konsum (Ziel 12).

4.1 Qualitätsvolle Bildung

4_hochwertige_bildung_c_united_nationsDas Ziel 4 lautet, inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle zu fördern. Dazu zählt zum Beispiel, dass alle Mädchen und Buben gleichberechtigt eine kostenlose und hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung abschließen (4.1.) und dass sie Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Erziehung, Betreuung und Vorschulbildung erhalten (4.2). 4.3 ist, dass alle die Möglichkeit haben, eine erschwingliche und hochwertige fachliche, berufliche und tertiäre Bildung (einschließlich Universitäten) zu absolvieren. Parallel soll bis 2030 der Anteil jener Menschen steigen, die tatsächlich über eine erschwingliche und hochwertige fachliche, berufliche und tertiäre Bildung einschließlich universitärer Bildung verfügen (4.4).

Unterschiede zwischen den Geschlechtern sollen beseitigt, Schwache (Menschen mit Behinderungen, Angehörige indigener Völker, Kinder in prekären Situationen) Aufnahme in allen Bildungs- und Ausbildungsebenen erhalten (4.5). Bis 2030 will die Staatengemeinschaft auch sicherstellen, dass Jugendliche und ein erheblicher Anteil der männlichen und weiblichen Erwachsenen lesen, schreiben und rechnen lernen (4.6). Denn derzeit können rund 17 Prozent der Weltbevölkerung noch immer nicht lesen: Das sind 1,26 Milliarden Menschen!

Bildung bedeutet jedoch nicht nur formale Bildung in Schulen und an Universitäten: 4.7 zielt darauf ab, dass bis 2030 alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben. Dazu zählen unter anderem die Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.

Um diese Ziele zu erreichen, setzte sich die Staatengemeinschaft den (Aus-)Bau inklusiver, effektiver Bildungseinrichtungen auf die Agenda (4.a). Auch sollen die Stipendien für Entwicklungsländer gesteigert werden (4.b.). Menschen aus diesen Staaten sollen vermehrt die Möglichkeit zum Besuch einer Hochschule erhalten. Das schließt auch die Berufsbildung und das Wissen zu Informations- und Kommunikationstechnik-, Technik-, Ingenieurs- und Wissenschaftsprogrammen in entwickelten Ländern und in anderen Entwicklungsländern ein (4.c).

Der Zugang zu Bildung ermöglicht nicht nur den Zugang zum Lesen, Schreiben und Rechnen: Er befähigt die Menschen vielmehr, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, fundierte Entscheidungen zu treffen, ihren Lebensstandard zu verbessern und gleichzeitig auch den Wert von Nachhaltigkeit, etwa von Umweltschutz, zu erkennen. Und damit gelangen wir auch schon zum zweiten Ziel, das wir uns im Detail ansehen möchten: Zum nachhaltigen Konsum (Ziel 12).

4.2 Verantwortungsvoller Konsum

12_veranwortungsvoller_konsum_c_united_nationsDas Ziel 12 ist kurz und knackig, aber nicht weniger herausfordernd: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen. Besonders gefragt sind die entwickelten Staaten. Im Subziel 12.1 sollen sie führend Maßnahmen ergreifen, um den Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster umzusetzen. Zusammengefasst sieht dieses internationale Programm vor, mit den natürlichen Ressourcen des Planeten nachhaltig hauszuhalten:

  • Dazu gehört z.B. die Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom steigenden Verbrauch natürlicher Ressourcen.
  • Auch die Verbesserung der negativen Umwelteinflüsse, die im Lebenszyklus eines Produkts entstehen – Herstellung, Nutzung – steht auf der Agenda.
  • Die Lebensqualität soll maximiert, der Verbrauch natürlicher Ressourcen soll minimiert werden ebenso, giftige Materialien, Emissionen, Müll und Verschmutzung.
  • Ziel ist einmal mehr, die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht aufs Spiel zu setzen.

Nahtlos schließt sich Subziel 12.2 an: Bis 2030 sollen die natürlichen Ressourcen nachhaltig bewirtschaftet und effizient genutzt werden. Angestrebt werden die Verringerung der Nahrungsmittelverschwendung und -verluste in Produktion und Lieferkette (12.3), ein umweltverträglicher Umgang mit Chemikalien und Abfällen im gesamten Lebenszyklus (12.4) und die Reduktion des Abfallaufkommens (12.5).

Unternehmen, besonders große und transnationale Konzerne, sollen nachhaltige Verfahren einführen und über Nachhaltigkeitsinformationen berichten (12.6).

Staaten sollen nachhaltige öffentliche Beschaffung fördern (12.7). Und gemeinsam soll sichergestellt werden, dass die Menschen überall über einschlägige Informationen und das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung und eine Lebensweise in Harmonie mit der Natur verfügen (12.8).

Dazu will die Staatengemeinsacht vor allem das Wissen und die Kapazitäten von Entwicklungsländern stärken (12.a), ebenso den nachhaltigen Tourismus (12.b), der Arbeitsplätze schafft sowie die lokale Kultur und lokale Produkte fördert. Auch die ineffiziente, schädliche Subventionierung fossiler Brennstoffe soll eingedämmt werden (12.c).

All das erfordert eine grundlegende Änderung, wie wir Güter und Dienstleistungen produzieren und konsumieren. Explizit fordern die UN und die Staatengemeinschaft auf, dass die Regierungen, die internationalen Organisationen, die Unternehmen und die anderen nichtstaatlichen Akteure wie auch jede/-r Einzelne zur Veränderung nicht nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster beitragen.

4.3 Beispiel: Austria Glas Recycling

Betrachten wir diesen globalen Auftrag zu Ziel 4 und 12 am Beispiel der Austria Glas Recycling: Unternehmenszweck ist das Recycling von Altglas (12.1, 12.5). Das Unternehmen berichtet über seine Nachhaltigkeits-Aktivitäten (12.6). Und es macht noch mehr: Es setzt sich aktiv für einen nachhaltigeren Lebensstil ein und hat dafür unterschiedliche Bildungsangebote entwickelt (4.7).

Seit 15 Jahren bringt Bobby Bottle Volksschulkindern auf spielerische Weise richtiges Glasentsorgen und umweltschonendes Verhalten bei. Zusätzlich animiert z.B. 2016/2017 der Essay-Wettbewerb „AGENDA 2030 – Das geht uns alle an!“ Jugendliche, ihre Vorstellungen von einem guten, einem nachhaltigen Leben im Jahr 2030 zu formulieren. Und auch bei der Kinderuni oder der Kinderuni on Tour bieten Austria Glas Recycling und ARA Vorlesungen und Workshops an.

Neben der Überprüfung und Weiterführung bestehender Maßnahmen geht es in Unternehmen und Politik darum, neue Beiträge zu den Sustainable Development Goals zu fixieren, neue passende Indikatoren, Ziele, Maßnahmen zu entwickeln. Darauf wird in Zukunft gemeinsam hingearbeitet.

Bestimmt findet jedes Unternehmen wie die Austria Glas Recycling Ideen, wie es zu den nachhaltigen Entwicklungszielen beitragen kann.

4.4 Ihr Beitrag

Sie, geschätzte Leserin, werter Leser, haben nun mehrere Möglichkeiten: Machen Sie sich zu den Sustainable Development Goals schlau, zum Beispiel

Lassen Sie sich inspirieren:

Und dann beginnen Sie bei sich. Diskutieren Sie. Hinterfragen Sie, ob und wie sie Ihren persönlichen Fußabdruck verkleinern können. Denken Sie nach, wie Sie Ihr Engagement in der Gesellschaft, Ihren Beitrag zu einer besseren Welt ausbauen können.

Starten Sie in Ihrem Unternehmen Überlegungen und Maßnahmen, die zur Erreichung der 17 Ziele beitragen.

Gehen Sie in Volks- und Hauptschulen, in Oberstufenklassen (mit Unterstützung der Unterlagen und Videos von respACT) und erzählen Sie über die Sustainable Development Goals. Wenn jeder von uns in einer Schule darüber berichtet, erreichen wir die Kinder, ihre Eltern, ihre Großeltern. Tragen wir dazu bei, dass unsere Jüngsten in einer Welt leben können, in denen die Sustainable Development Goals erreicht sind!

Autorin

Mag.a Elisabeth Gail, Senior Consultant bei Hauska & Partner. Mit ihrer über 10-jährigen Expertise in Kommunikation und Nachhaltigkeit arbeitet Elisabeth Gail für Unternehmen aus den Branchen Transport und Logistik, Handel, Finanzwirtschaft und Ernährung. Sie konzentriert sich dabei auf die Bereiche Stakeholder Relations, CSR Management mit Fokus Nachhaltigkeits-Berichte sowie Issues Analysen und Monitoring & Intelligence.

Kontakt: elisabeth.gail@hauska.com

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