SDG 12 – Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster brauchen Glasrecycling

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Austria Glas Recycling identifizierte in einem mehrstufigen Verfahren gemeinsam mit Partnerunternehmen, Stakeholdern und WissenschafterInnen 6 glasrecyclingrelevante SDGs (Sustainable Development Goals).

  1. Hochwertige Bildung (SDG 4)
  2. Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9)
  3. Nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11)
  4. Verantwortungsvoller Konsum (SDG 12)
  5. Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13)
  6. Globale Partnerschafen (SDG 17)

Warum effizientes Glasrecycling zu verantwortungsvollem Konsum und nachhaltiger Produktion dazu gehören, lesen Sie hier.

Was Glasrecycling mit verantwortungsvollem Konsum und nachhaltiger Produktion zu tun hat.

Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster – Quelle: UN

Glasrecycling ist Bestandteil von nachhaltiger Produktion und verantwortungsvollem Konsumverhalten

Ziel 12 verlangt, nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherzustellen. Es setzt auf den Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster („10YFP“), der auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im September 2002 beschlossen und 2012 in Rio de Janeiro (Rio+20) durch die UN-Generalversammlung bestätigt wurde. Zu den Thematiken des 10YFP zählen die Bereiche nachhaltige Konsumenteninformation, nachhaltiges Bauen und Wohnen, nachhaltige öffentliche Beschaffung, nachhaltiger Tourismus und nachhaltige Lebensstile und Bildung. Ein weiteres Programm wurde zu nachhaltigen Ernährungssystemen gestartet (Unterziel 12.1).

Weitere Punkte, die unter das Ziel 12 fallen, sind eine nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen, Eindämmung der Nahrungsmittelverschwendung, umweltverträglicher Umgang mit Chemikalien und Abfällen (12.4) sowie Verminderung, Vermeidung, Wiederverwendung und -verwertung von Abfallaufkommen (12.5). In der öffentlichen Beschaffung sollen nachhaltige Verfahren gefördert werden, die in Einklang mit nationalen Politiken und Prioritäten stehen (12.7). Im Ziel 12 werden vor allem auch große Unternehmen dazu aufgefordert, Nachhaltigkeitsinformationen in die Berichterstattung aufzunehmen.

Aus abfallwirtschaftlicher Sicht isteine wesentliche Voraussetzung für nachhaltigen Konsum die Produktion von Gütern in einer Art und Weise, dass

  • zum einen möglichst wenig Ressourcen eingesetzt werden,
  • zum anderen die Recyclingfähigkeit der Produkte zu einem hohen Grad mitentwickelt wird.

Diese beiden Anforderungen stehen unter Umständen in unlösbarem Widerstreit zueinander. Je ressourcenextensiver ein Produkt, desto höher ist der Komplexitätsgrad, desto geringer die Zerleg- und Recycelbarkeit. Nachhaltige Produktionsweisen finden im Glasrecycling insofern Realisierung, als der Einsatz von Altglas als Rohstoff per se nachhaltig ist (siehe Kapitel 2). Weitere Maßnahmen werden im Folgenden beispielhaft vorgestellt.

Programme und Maßnahmen im Glasrecyclingsystem

  • Austria Glas Recycling achtet hohe Leistungs- und Umweltqualität und wählt die Partner dementsprechend sorgfältig aus. Die meisten der Sammelpartner weisen relevante Zertifizierungen auf, u.a.:
    • EN ISO 9001: Internationale Norm für Qualitätsmanagementsystem
    • EFB: Entsorgungsfachbetrieb gemäß V.EFB
    • EN ISO 14001: Internationale Norm für Umweltmanagementsystem
    • EMAS: Europäische Norm für Umweltmanagementsystem (EU-Öko-Audit)
    • ISO 5000: Internationale Norm für Energiemanagementsystem
  • Anforderungen aus der CSR-Norm ONR 192500 und der ISO-Norm 26000 definieren die Art der Zusammenarbeit zwischen Austria Glas Recycling und Entsorgungspartnern und gewährleisten, dass folgende Grundsätze im Glasrecyclingsystem eingehalten werden:
  1. Rechenschaftspflicht
  2. Transparenz
  3. Ethisches Verhalten
  4. Achtung der Interessen- und Anspruchsgruppen
  5. Achtung der Rechtsstaatlichkeit
  6. Achtung internationaler Verhaltensstandards
  7. Achtung der Menschenrechte
  • Im Rahmen des Abfallvermeidungsfonds unterstützen Austria Glas Recycling und ARA Servicegruppe die Umsetzung von Abfallvermeidungsmaßnahmen finanziell.
  • Die von der Glasindustrie forcierte Leichtglastechnologie befördert den positiven Impact von Glasrecycling (Ressourcenminimierung) und trägt ihn in die gesamte Lieferkette (geringeres Transportgewicht) – siehe auch Ziel 9/Innovation und Infrastruktur.
  • Austria Glas Recycling und ARA AG sind Mitgründer und aktiver Partner der „Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen – Neue freiwillige Selbstverpflichtung der Getränkewirtschaft“. Damit ist Österreich einen neuen Weg gegangen, die Umweltbilanz von Getränkeverpackungen zu optimieren. Besonders wurde darauf geachtet, die Konsumenten nicht zusätzlich zu belasten. Und gleichzeitig hat die Wirtschaft genügend Freiraum, eigenverantwortlich die besten Lösungen zu entwickeln. Die so entstandene freiwillige Selbstverpflichtung steht für einen pragmatischen Zugang, die ökologische Performance von Getränkeverpackungen zu verbessern.
  • Im Grünbuch „Best in Glass“ veröffentlichte Austria Glas Recycling eine umfangreiche und gut nachvollziehbare Übersicht über all jene Normen und Richtlinien, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Beschaffung möglichst nachhaltig auszurichten. Im Zuge der Zertifizierung nach CSR-Norm ONR 192500 erarbeitete Austria Glas Recycling mögliche Handlungsfelder im Leistungskreislauf Glasrecycling.
  • Nachhaltiger Konsum berührt stets auch das Thema „Konsumverzicht“. Im Dialog mit der Bevölkerung vermittelt Austria Glas Recycling Alternativen zu ressourcenintensivem Kaufverhalten. Auf dem Blog glasrecycling.at lässt Austria Glas Recycling Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen zu Wort kommen. Artikel zu nachhaltigem Einkauf für Schule und Büro, zu grünem Finanzinvestment und anderen Themen tragen zu einer Bewusstseinsbildung für Nachhaltigkeit bei und zeigen Möglichkeiten für nachhaltigen Konsum auf betrieblicher wie privater Ebene auf.
  • Austria Glas Recycling unterstützt die Wiener Tafel, eine Organisation, die Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahrt und diese bedürftigen Personen zur Verfügung stellt.
  • Die Stölzle Gruppe unterstützt als Mitglied des Europäischen Verbands der Behälterglasindustrie (FEVE) deren „Circular Economy” Initiative und das “Environmental Footprinting 2016 – Programm“. Des Weiteren sorgt Stölzle für die Implementierung des BS OHSAS 18001 – Health and Safety Management Systems an allen Produktionsstandorten bis 2020.

Nachhaltige Produktion forcieren, nachhaltigen Konsum fördern

Glasrecycling ist zum Paradebeispiel für die „Circular Economy“ geworden. Jede Glasverpackung, die im Container für Weiß- bzw. Buntglas entsorgt wird, ist Teil eines lückenlosen Recyclingprozesses. Altglas kommt zu 100% in der Glasindustrie zum Einsatz. Das bringt vielfachen Benefit. Die Industrie spart Primärrohstoffe und Energie. Der Rohstoffbedarf kann im Inland gedeckt werden und stärkt damit die volkswirtschaftliche Leistungsbilanz. Regionale Arbeitsplätze in der zukunftsfähigen Recyclingbranche sind gesichert. Ein wertvoller Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz wird geleistet, denn je 10% Altglas bei der Neuproduktion reduzieren 3% Energieverbrauch und 7% CO2-Emissionen. Die jährliche Einsparung an elektrischer Energie entspricht dem Jahresbedarf von etwa 51.000 Haushalten und reduziert den CO2-Footprint der österreichischen Volkswirtschaft.

Im Jahre 2030 sollte nicht nur der Kreislaufgedanke, sondern auch die dazu gehörenden Prozesse und Infrastrukturen fest in der Gesellschaft verankert sein. Sowohl Konsumentinnen und Konsumenten, Kommunen als auch Industrie und Wirtschaft achten bei ihren Kaufentscheidungen auf den Impact derselben. Nachhaltiger Konsum berührt sehr grundsätzliche Fragen des auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystems. Die aktuell geführten Diskussionen – „beyond GDP“ und andere – könnten zu neuen Erkenntnissen und Alternativen Wirtschaftsmodellen führen, die nachhaltigen Konsum tatsächlich möglich machen.

Potenziale zur Zukunftsfähigkeit

  • Nachhaltiger Konsum braucht das entsprechende Mindset – womit der enge Zusammenhang mit Bildung zu nachhaltiger Entwicklung verdeutlicht ist. Austria Glas Recycling und die Glasrecycling-Community kann diese nach Kräften unterstützen, fördern, inhaltlich vorantreiben.
  • Nachhaltiger Konsum ist Querschnittsmaterie par excellence und braucht Anstöße und Rahmenbedingungen auf volkswirtschaftlicher, unternehmerischen, rechtlicher (insbesondere steuerrechtlicher) und motivatorischer Ebene. Unternehmen wie Austria Glas Recycling und die ARA Servicegruppe können kraft ihrer Kompetenz und ihrer Kommunikationsstrukturen, Werbung für bestimmte Verhaltensweisen zu machen, sehr wichtige Partner in der kommunikativen Wegbegleitung bei der Umsetzung nachhaltiger Konsummuster sein.
  • Die Zeit scheint reif und zahlreiche Initiativen wie Urban Gardening und Food-Kooperativen zeigen, dass die viele Menschen neue Konsumwege gehen möchten. Diese Graswurzelbewegungen sollten in top-down-Ansätze integriert werden. Ebenso wie jene Menschen, die sich aufmerksamkeitsstark als Persönlichkeiten in Social Media für konkrete nachhaltige Konsumalternativen stark machen.
  • In einer nachhaltigen Konsumwelt wird der Werkstoff Glas eine wertvolle Rolle spielen. Nanotechnologie und Bionik können uns – dank des Lotuseffekts – künftig eine vollständige Entleerung der Glasverpackung bereiten. Das freut die Nutzerinnen und Nutzer und führt vor allem beim Wiederverwerten der Glasverpackungen zu einer Reduzierung der organischen Belastungen.
  • Glas wird noch stärker als jetzt nicht nur als Packstoff, sondern als intelligenter Werkstoff gezielte Anwendung finden – vom Wohnbau, wie beispielsweise Schaumglas (Foamglass), bis hin zum Infrastrukturbau als Isolator.
  • Speziell für Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft könnte Austria Glas Recycling ein „Council für nachhaltige Kreislaufwirtschaft (CNK)“ initiieren, der sich abseits von gewohnten Denkbahnen und Alltagsgeschäften damit auseinandersetzt, wie Nachhaltigkeit in Materialkreisläufen realisiert werden kann.
  • Mehrfach wurde in den Sustainability Future Councils angeregt, dass auch in Österreich ein „Rat für Nachhaltige Entwicklung“ sowie ein angesehener nationaler Nachhaltigkeitspreis nach deutschem Vorbild eingeführt werden sollte. Der Rat und der Preis müssten hochrangig, z.B. beim Bundespräsidenten, angesiedelt werden, um entsprechendes Gewicht zu haben.

Glasrecyclingrelevante SDGs

In loser Folge können Sie auf www.glasrecycling.at über weitere glasrecyclingrelevante SDGs lesen.

Quellen und links

Die Austria Glas Agenda 2030 als pdf.

Die Austria Glas Agenda 2030 als Druckwerk bestellen.

Futur in Glass – Agenda 2030 für Österreichs Glasrecyclingsystem – Blogbeitrag auf ww.glasrecycling.at

United Nations

AutorInnen

Der Beitrag ist – etwas gekürzt – Kapitel 3.4 der Austria Glas Agenda 2030: Nachhaltige Entwicklungsziele für das österreichische Glasrecyclingsystem – Best in Glass. Federführende AutorInnen waren Monika Piber von Austria Glas Recycling und Dr. Alfred Strigl von Plenum GmbH.

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