Stakeholder-Dialog: Für das österreichische Glasrecyclingsystem so wichtig wie Glasbehälter und Entsorgungslogistik

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Glasrecycling ist Teamarbeit. Austria Glas Recycling (respektive die Vorläuferorganisation), Kommunen, Glaswerke, Entsorger, soziale Einrichtungen wie zum Beispiel Rotes Kreuz, und viele andere mehr organisierten auf kooperative Weise die systematische Sammlung von Glasverpackungen und deren Rückführung in den stofflichen Produktionskreislauf (Redistributionslogistik). Die gemeinschaftliche Innovationskraft ist eine zentrale Stärke und ermöglicht trotz des bereits erreichten hohen Niveaus stetige Weiterentwicklung und Verbesserung. Ungeachtet teilweise divergierender Interessen gilt es, das gemeinsame Ziel zu erreichen. Aufgabe der Austria Glas Recycling ist es daher auch, für langfristigen Ausgleich und effektive Balance innerhalb des Systems zu sorgen. Die bewusste und professionelle Pflege der Stakeholder-Beziehungen war und ist Managementaufgabe.

Um es mit Sir Karl Popper zu sagen: “Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.”

Stakeholder-Analyse und Wesentlichkeitsanalyse

Der Analyse der Stakeholder-Beziehungen widmet  Austria Glas Recycling regelmäßig Zeit. Zudem wurde 2014 rund 1700 Stakeholder zu wesentlichen Themen der Nachhaltigkeit und deren Relevanz für das österreichische Glasrecyclingsystem befragt. Die Befragung ging implizit von einer sehr weitgehenden Verantwortung bzw. von weitreichenden Einflussmöglichkeiten des Glasrecyclingsystems aus. Orientiert an den Handlungs- und Berichtsfeldern der ISO 26000 respektive der Global Reporting Initiative erhob Austria Glas Recycling mittels online-Fragebogen die Einschätzung der Stakeholder und Partner auf einer Skala von 1 (wenig wichtig) bis 6 (sehr wichtig). Die Frage lautete ‚Wie wichtig ist der Beitrag des österreichischen Recyclingsystems für Glasverpackungen bezüglich …‘.

445 Personen beantworteten die Fragen, das entspricht einer Rücklaufquote von 25,5 %. Diese in der Meinungs- und Marktforschung überdurchschnittlich hohe Rücklaufquote belegt das Interesse an den Themen und am Dialog mit Austria Glas Recycling.

Als besonders wesentlich erachten die Stakeholder den Beitrag des Glasrecyclingsystems zu den Handlungsfeldern

  • Recycling (91 % sehr wichtig oder wichtig),
  • Ressourcenschonung (87 %) und
  • Abfallvermeidung (83 %),

die als Kerngeschäft der Austria Glas Recycling bezeichnet werden können. Es zeigt sich, dass die Akteurinnen und Akteure im Glasrecyclingsystem ihre Tätigkeit nicht ausschließlich als business sehen sondern auch als substanziellen Beitrag zu den übergeordneten Zielen Abfallvermeidung und Ressourcenschonung rezipieren.

Sehr hohe Zustimmung erhielten auch die Handlungsfelder

  • Information und Bewusstseinsbildung zu Kreislaufwirtschaft (82 % sehr wichtig oder wichtig),
  • der Dialog mit den Stakeholdern (71 %) sowie
  • Energieeffizienz und Klimawandel (jeweils 69 %).

Die mittels offener Frage eingeholte Priorisierung von Themen stützt die Antworten der Bewertungsfragen und betont die Bedeutung von Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit mit insgesamt 20 % Nennungen ausdrücklich.

Stakeholder-Tage des Glasrecyclingsystems: 2004 bis heute

Neben anderen Dialogforen, die Austria Glas Recycling anbietet, stellt der jährliche Stakeholder-Tag eine konzentrierte Form des Austausch dar. Um Potenziale zur Verbesserung der Umweltleistungen im Glasrecyclingsystem zu erkennen und mögliche Maßnahmen zu skizzieren, lud Austria Glas Recycling erstmals im Jahr 2004 zu einem Stakeholder-Workshop zum Thema „Umweltauswirkungen im Glaskreislauf“.  24 Branchenkenner/innen diskutierten und entwickelten Verbesserungsmöglichkeiten und einigten sich auf einen Maßnahmenplan. 2005 fand die Evaluierung und Weiterführung statt.

Im Zuge der Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems zu einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem traten Themen in den Fokus, die über das Kerngeschäft von Austria Glas Recycling hinaus gehen, für ein erfolgreiches und verantwortungsvolles Glasrecyclingsystem jedoch von Bedeutung sind:

  • Nachhaltiges Management (2006)
  • Zukunft der Altglassammlung in Österreich (2007)
  • Innovation (2008)
  • Veränderung (2009)
  • Was leitet unser Handeln (2010)
  • Vom Dialog zum Multilog – Welche Perspektiven und Möglichkeiten gewinnen Unternehmen/Organisationen und der einzelne Mensch dank neuer Formen von Netzwerken? (2011)
  • Gala 35 Jahre Glasrecycling in Österreich (2012)
  • Erfolg und Ethik. Widersacher im Geschäftsleben – Wie Corporate Social Responsibility (CSR) den Unternehmenserfolg stärkt. (2013)
  • Der Mensch in seinen unterschiedlichen Rollen als Träger einer nachhaltigen Entwicklung (2015)

Ziel der Stakeholder-Tage ist es, Ideenreichtum und Phantasie zu fördern, Denkräume zu öffnen und auch Vorschlägen Raum zu geben, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht realisierbar scheinen. Formate sind beispielsweise Whole Person Process Facilitation oder world cafe. Der regelmäßige Dialog mit den Partnerunternehmen und Stakeholdern unterstützt die kontinuierliche und den Notwendigkeiten entsprechende Entwicklung. Das österreichische Glasrecyclingsystem meisterte seit seiner Etablierung eine Vielzahl von Veränderungen und Zäsuren. Die Dialog-Kultur in der Außenbeziehung fördert den Ausgleich divergierender Interessen im Hinblick auf gemeinsame Ziele. Die gemeinschaftliche Erarbeitung von Vorgehensweisen erhöht deren Erfolgsaussichten.

Dieser Text

ist die gekürzte Version eines Fachartikels für das Buch ‚CSR und Stakeholdermanagement – Strategische Herausforderungen und Chancen der Stakeholdereinbindung‘ von Reinhard Altenburger und Roman Mesicek (Hrsg.) in der Management-Reihe ‚Corporate Social Responsibility‘ (Hrsg. René Schmidpeter). ISBN 978-3-662-46559-2, www.springer.com;

Autor/in: Dr. Harald Hauke, Monika Piber-Maslo

Dr. Harald Hauke ist Geschäftsführer der Austria Glas Recycling: hauke@agr.at

Monika Piber-Maslo arbeitet für Austria Glas Recycling im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Nachhaltigkeitsmanagement. piber-maslo@agr.at

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