Kennen Sie den Begriff Gamification? Die Endung ist lateinischen Ursprungs und bedeutet soviel wie „werden“. Als Endung zum englischen Game steht es stellvertretend dafür, Anwendungen oder Kommunikationslösungen mit spielerischen Ansätzen zu kombinieren und sie so zu einem Spiel werden zu lassen. Der Britische Programmierer und Erfinder Nick Pelling hat den Begriff 2003 eingeführt und Gabe Zichermann und Christopher Cunningham beschreiben ihn in ihrem Buch „Gamification by Design“ als Methode, Mechanismen aus der Spieleindustrie dazu einzusetzen, BenutzerInnen zu mehr Interaktion zu animieren und Probleme angenehmer zu lösen. Ein Ansatz, der einen langweiligen Task also wie durch ein Wunder angenehm und attraktiv werden lässt.
Im Oktober verwandelt die Game City einmal im Jahr das Wiener Rathaus für 3 Tage in Österreichs fünftgrößte Stadt in der sich (fast) alles um Computerspiele dreht. Wenn es sich schon in der Schule leichter lernt, wenn der 1er groß, rot und unterstrichen unter dem Test steht, ein glitzernder Sticker das Kindergartenheft veredelt und eine Medaille den Vienna City Run. – Menschen aller Altersstufen sind zu Höchstleistungen fähig, ganz besonders wenn sie dafür belohnt werden. Wir sammeln Punkte, Rabattmarken, Badges und Likes. Unser ganzes Umfeld ist schon zum Spielfeld geworden. Manchmal ist Gamification so gut versteckt, dass wir gar nicht merken, warum wir uns so gern mit einer bestimmten Marke oder Tätigkeit beschäftigen.
Leider gibt es viele Aufgaben, die unsere Aufmerksamkeit erfordern und erfüllt werden müssen, ohne dass wir dafür belohnt werden. Denken Sie nur an Zahnarztbesuche, Haushaltspflichten oder Steuererklärungen. Wenn wir diese lästigen Notwendigkeiten mit etwas verbinden, das sie lustvoller erscheinen lässt, wäre das nicht schon die halbe Miete?
Work hard play hard
Gamification hat auch in der Arbeitswelt seine Berechtigung. Innovative Unternehmen nutzen sie dazu, ihre MitarbeiterInnen motiviert und fokussiert zu halten. Ob man MitarbeiterIn des Monats werden kann oder im Teambuilding glänzt, hängt davon ab, in wieweit das Unternehmen spielerische Fähigkeiten fördert, die positiv ins Arbeitsleben tradiert werden können. Das funktioniert natürlich nicht nur in der Corporate Kommunikation. Auch extern eingesetzt, kann Gamification dazu führen, Marken intensiver zu erleben.
Autor Daniel Pink erforscht dazu in seinem Buch „The Surprising Truth About What Motivates Us“ die drei Schlüsselmotivatoren Selbständigkeit, Beherrschung und Sinnhaftigkeit:
- Menschen brauchen Selbständigkeit bei der Tätigkeit, die sie ausführen. Autonomität und Eigenkontrolle erfüllt uns mit dem nötigen Fortschrittswillen.
- Zweitens streben wir danach, besser zu werden in dem was wir tun und
- drittens müssen wir Sinnhaftigkeit in unserem Auftrag erkennen.
Erfolgreiche Kommunikations- und Marketinglösungen erfüllen diese drei Eigenschaften. Sobald eine Kampagne nicht nur als Insellösung aufgesetzt wird, sondern direkt und transparent in die Unternehmensmission einzahlt, hat Gamification auch auf Kundenseite einen positiven Affekt auf die eigene Marke.
Im Folgenden möchte ich Ihnen einige sehenswerte und sehr erfolgreiche Beispiele vorstellen:
The Fun Theory
Kevin Richardson hat die Radarlotterie erfunden, um Temposünder zu strafen und brave AutofahrerInnen zu belohnen. Dabei werden alle Autos vom Radargerät erfasst und FahrerInnen, die sich an die Limits halten, nehmen automatisch an der Auslosung der Strafzahlungen der zu schnell fahrenden teil.
All eyes on the S4
Smartphonehersteller Samsung versprach jedem ein gratis Galaxy S4, der sich 60 Minuten lang trotz diverser Versuchungen nicht davon ablenken lässt, auf das Telefon zu starren.
glasartig – die App, die Recycling belohnt
Auch die Austria Glas Recycling hat sich vorgenommen, das Altglasentsorgen vergnüglicher zu gestalten. Wird regelmäßig gesammelt, wird man nicht nur lautstark von der App glasartig gelobt, sondern nimmt automatisch an der regelmäßigen Auslosung von iTunes oder Google Play Gutscheinen teil.
Die Zusammenarbeit zwischen Austria Glas Recycling und smoonr bei der Kreation der App glasartig war geprägt vom Willen, einen mobilen Kommunikationskanal zu eröffnen, der vor allem die Prinzipien der Gamification nutzt, um Sinn zu stiften und die Motivation zur Glasentsorgung zu erhöhen. Betrachtet man die aktiven Nutzerzahlen und das generische Wachstum ist uns dieses Ziel sehr gut geglückt. Die ÖsterreicherInnen entsorgen ihr Altglas ab sofort mit mobiler Unterstützung. Umweltschutz hat sich selten so direkt gelohnt!
Schauen Sie auf www.agr.at/glasartig vorbei, wenn Sie mehr wissen wollen – wir freuen uns über jeden Download!
Links
Buch Gamification by Design
Youtube-Video: Radarlotterie
Youtube-Video: All eyes on the S4
Youtube-Video: glasartig
Autorin
Julia Pleschke, MSc berät Unternehmen in der strategischen Marketing- und Kommunikationsplanung digitaler und analoger Medien. Mit umfassendem Know-how in allen digitalen Kanälen konzipiert sie echte integrierte Kampagnen mit social, online und mobile Fokus und liefert auch die Umsetzung aus einer Hand.
Foto: Sophie Kirchner