Eine Kurzübersicht über die momentane Situation im europäischen Umfeld der Transporteure
Eine nachhaltige Logistik muss man hinsichtlich zweier Bereiche betrachten, sowohl in Bezug auf die Ökonomie als auch in Bezug auf die Ökologie. Beide Bereiche stehen seit der Südosterweiterung der Europäischen Union unter einem enormen Druck.
Von der finanziellen Seite aus gesehen haben wir die stetig steigenden Investitionskosten, die aufgrund der Abwanderung ins billigere Ausland, durch günstiges Personal, EU- Förderungen und Steuerbegünstigungen, immer schwieriger mit österreichischen Chauffeuren zu decken sind.
Ökologisch betrachtet sind es hierzulande die immer höheren Standards für die Emissionsreduktion, vor allem in urbanen Gebieten, wobei diese sich in eine positive Richtung entwickeln. Doch von Nachhaltigkeit kann hier keine Rede sein, da die Abgasreinigung einen enormen technischen und materiellen Aufwand nach sich zieht, was wiederum einen „Schatten“ auf dies wirft.
Leider geht der Trend auch in der Abfallverwertung – grenzüberschreitende Verbringung – Richtung Ausland aufgrund der bereits oben erwähnten ökonomischen Vorteile. Des Weiteren werden Exporte in wirtschaftlich schwachen Mitgliedstaaten von der EU finanziell gefördert. Die vermeidbaren negativen Folgen: mehr Kilometer, mehr Dieselverbrauch und eine schlechtere CO2 Bilanz pro Tonne anfallenden Abfalls.
Welche Richtung wir hier weiter einschlagen werden, wird vom Markt abhängig sein, da die Transportpreise stetig nach unten gehen und österreichisches Know How beziehungsweise Qualität bei den meisten Kunden nicht höchste Priorität haben. Qualitativ höhere Ausschreibungskriterien würden sich hier in vielerlei Hinsicht bezahlt machen.
Fleet Management- Alles auf einen Blick
In unserem Konzern setzen wir im internationalen Verkehr bereits seit längerem auf Tourenvorgaben, um Leerkilometer zu vermeiden. Der gesamte Fuhrpark ist mit Navigationsgeräten inklusive Daten Box ausgestattet, über die wir kommunizieren und auch Informationen über die LKW Leistung, den Verbrauch beziehungsweise das Fahrverhalten der Chauffeure (Schaltpunkte, eingespritzter Dieselkraftstoff; Bremsverhalten) erhalten.
Nach Analyse der Daten können wir gezielt Schulungen für einen nachhaltigen Umgang mit dem Lastkraftwagen anbieten und jene belohnen, die aktiv mitarbeiten, um den Verbrauch und die Abnutzung des LKWs zu reduzieren bzw. zu optimieren.
Des Weiteren haben wir zwischen unseren europäischen Standorten eine eigene Ladungsbörse eingerichtet, wo wir intern unsere Fahrzeuge und Transporte austauschen und anbieten können. Dadurch ergibt sich für den gesamten Konzern eine nachhaltige Optimierung der Leerkilometer.
Auch freut es mich sehr, dass wir für dieses Projekt im Jahr 2014 vom BMLFUW die „Klima aktiv mobil“ Auszeichnung für eine CO2 Reduktion erhalten haben.
Gewicht, der ausschlaggebende Faktor vor allem in Hinsicht auf Abfalltransporte
Nicht nur die Reduktion des Gewichts von Nutzfahrzeugen durch Leichtbau mit Materialien wie Aluminium ist relevant für eine kostengünstige Abfalllogistik, sondern auch das zu transportierende Material! Durch Schnee und Regen werden, je nach Fraktion, deren Feuchtigkeitsgehalt und in Folge auch deren Gewicht, erheblich gesteigert. Auch ihre Qualität wird beeinflusst und erschwert die Wiederverwertung. Wir setzen daher auf ein überdachtes Lager im Bereich Glasverpackungsabfälle, um hier entgegen zu wirken. Dadurch kann mehr pro LKW verladen und somit wirtschaftlicher und umweltfreundlicher zur Verwertung abtransportiert werden.
Intelligente Sammelcontainer und die daraus resultierende Disposition
Im Gewerbebereich sind sie teilweise bereits Realität, im kommunalen, urbanen Bereichen aufgrund der noch hohen Anschaffungskosten und laufenden monatlichen Gebühren pro Container noch Zukunftsmusik. Durch eingebaute Füllstandmesser, die mit Infrarot oder Ultraschallmesstechnik die Innenräume der Container abtasten, kann die Sammlung optimiert werden. Dies geschieht komplett energieautark, da sie über ein Solarpanel verfügen und sich selbst mit dem geringbenötigten Strom versorgen. Jene Container, die ein längeres Entleerungsintervall aufweisen, können in einer späteren Tour gesammelt werden. Dadurch werden unnötige Anfahrten vermieden, was zur Folge hat, Zeit, Kraftstoff und die Maschinenstunden zu reduzieren. Die Container melden in regelmäßigen Abständen via Handynetz ihre Füllstände an die Zentrale. Mit den gemeldeten Daten kann der Disponent eine Tour generieren und diese den Chauffeuren auf ihr Tablett übermitteln, um die Container nach einer fixen Reihenfolge zu entleeren. Das Resultat dieser Innovation ist die Schonung der Umwelt und die Reduktion der Kosten.
Der Bürger und der Verkehr profitieren schlussendlich ebenfalls daraus, weil sowohl der Lärm als auch die Stehzeiten auf der Straße reduziert werden. Wir haben intern bereits alle Weichen für diese Option mit einer Tablet/Daten Box gestützter Lösung gestellt.
Visionen und Kreativität sind wichtig, um neue Maßstäbe zu schaffen und um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Ein besonderes Augenmerk legen wir in unserem kreativen Team darauf, durch moderne Technik den Visionen von einer umweltfreundlicheren Logistik keine Grenzen zu setzen. Innovationen sind bei uns willkommen! Immerhin hinterlässt jeder seinen biologischen Fußabdruck und hat somit die Pflicht, diesen so klein wie möglich zu halten.
Autor
Thomas Strohmeier ist seit 2008 bei der Frikus Transportlogistik GmbH angestellt und vertritt diese als Abfallgewerberechtlicher Geschäftsführer und im Vertrieb. E-Mail: thomas.strohmeier@frikus.com
Ich höre immer wieder, was Sie schreiben: Dass die Standards für die Emissionsreduktion die Tätigkeit in der Logistik erschwert. Ich denke jedoch, dass dies trotzdem eine Stärke unserer Ökonomie ist, an dem wir nicht rütteln sollten. Vielmehr würde ich versuchen die Konkurrenz aus dem Ausland auszuhebeln. Aber das ist etwas, was die Politik eigentlich leisten müsste.
Danke, Neeltje Forkenbrock, für den Kommentar. Austria Glas Recycling sieht sehr viel Potzenzial darin, Glasrecycling noch umweltfreundlicher zu machen, Emissionsreduktion gehört dazu. Wir sehen darin jedoch keine Erschwernis von Logistik sondern einen Treiber von Innovationen.