Steigerung der Altglassammelmenge. Oder: Die Jagd auf das Marmeladeglas.

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Der von der EU geforderte Umbau von der linearen zur zirkulären Wirtschaft erfordert unter anderem die Steigerung der Recyclingquoten für alle Materialien und Packstoffe. Für Österreichs Altglassammlung verzeichnen wir seit Jahren Recyclingquoten von über 80%. Bis 2030 sind Recyclingquoten von mindestens 85% notwendig. Daher muss sehr genau erhoben werden, wo und warum Glasverpackungen derzeit noch im Restmüll landen.

Marmeladeglas will recycelt werden

Was beeinflusst Menschen, bei der Altglassammlung mitzumachen?

Weinflaschen werden korrekt entsorgt. Bierflaschen auch. Sofern diese Pfandflaschen sind, kommen sie ins Geschäft zurück. Doch Marmeladegläser und auch deren kleine Freundinnen, wie Pestogläser und andere, finden sich zum Leidwesen der Umwelt immer wieder im Restmüll.

Diese Tatsache wurde einmal mehr im Projekt  WELL (Dezember 2014 – Juni 2017) belegt. Diese sehr umfassende und gründliche Analyse lieferte unter anderem die folgenden Erkenntnisse:

  • Die Nähe der Standorte zu den Wohnungen hat einen sehr geringen Einfluss auf die Altglasmenge.
  • Die ideale Lage der Altglassammelbehälter hat einen großen Einfluss auf die Altglasmenge. Sehr gut werden Sammelbehälter an Altstoffsammelzentren und bei Supermärkten angenommen.
  • Gut angenommen werden Sammelbehälter, die auf den alltäglich zurückgelegten Wegen vorgefunden werden.
  • Informationen unterstützen die Bereitschaft der Menschen, Altglas getrennt zu sammeln. Basis ist jedoch stets die passende Infrastruktur.
  • Die Herkunft der Menschen hat keinen Einfluss auf das Sammelverhalten.
  • Das Altglasaufkommen in Wohnanlagen ist sehr unterschiedlich. Für Vergleiche müssten stets Aufkommen und Sammelmenge analysiert werden.
  • Altglas, das in den Restmüll geworfen wird, ist in erster Linie Weißglas aus privaten Küchen.

Dem letzten Punkt – Weißglas aus privaten Küchen landet in überdurchschnittlichem Ausmaß im Restmüll – gingen wir im Jahr 2018 mittels Motivforschung auf den Grund.

Warum wird das Marmeladeglas falsch entsorgt?

Die Menschen in Österreich nehmen die Mülltrennung sehr genau. Zwei Drittel betrachten es als selbstverständlich, Altstoffe korrekt zu trennen. Immerhin 83% halten es für einen schweren Fehler, eine Glasflasche im Restmüll zu entsorgen. Für Marmelade-, Pesto- oder Gurkengläser ist der Wert nur bei 71%. Das heißt, 29% halten es für keinen schweren Fehler, diese Glasverpackungen im Restmüll zu entsorgen.

Das sind die Ergebnisse einer österreichweit repräsentativen Motivforschung im Sommer 2018 (market Institut, 31. Juli bis 10. August 2018).

Marmeladeglas - Schwere Entsorgungsfehler

Natürlich fragten wir nach den Gründen für diese unterschiedliche Entsorgungsweise von Glasflaschen und anderen Glasverpackungen.

  • Als Hauptgrund wurde die ‚Bequemlichkeit‘ genannt.
  • Für rund 80% der Befragten liegt der Grund darin, dass in der Küche keine Sammelmöglichkeit für Altglas vorhanden ist.
  • Und für knapp 50% der Befragten bestehen Unsicherheiten, ob sie leicht verunreinigte Gläschen zum Altglas geben dürfen.

Es ist nachvollziehbar, dass in kleinen städtischen Küchen jeder Quadratmeter kostbar ist und als Wohnraum genutzt wird. Mag sein, dass es manchen Menschen zu schade scheint, Wohnraum für die Altglassammlung zu widmen. Wir können das gut verstehen. Und doch bitten wir alle, mit Altglas sorgfältig umzugehen und es richtig zu entsorgen.

Was die Sauberkeit betrifft: Glasverpackungen müssen ‚restentleert‘ sein. So lautet der Terminus technicus. Das heißt, ausgewaschen oder ausgelöffelt. Es ist nicht nötig, sie extra zu waschen.

Jede Glasverpackung gehört zum Altglas!

Altglas zu recyceln, also wieder einzuschmelzen und neue Glasverpackungen daraus zu produzieren, ist ein vergleichsweise einfacher und zugleich sehr wirkungsvoller Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz. Dank getrennter Sammlung und stofflicher Verwertung von Glasverpackungen sparen wir jährlich beträchtliche Mengen an Rohstoffen. Und zwar rund

  • 168.000 Tonnen Quarzsand
  • 54.000 Tonnen Kalk und Dolomit
  • 42.000 Tonnen Soda
  • 588.000 m³ Abbauvolumen
  • 219.000 m³ Deponievolumen für Einwegglas
  • 230.000.000 kWh elektrische Energie
  • 6.000.000m³ Erdgas

Je 10 % Altglas bei der Neuproduktion reduzieren 3 % Energieverbrauch und 7 % CO2-Emissionen. Die jährliche Einsparung an elektrischer Energie entspricht dem Jahresbedarf von etwa 52.000 Haushalten und reduziert unser aller CO2-Footprint.

Schenkt uns neues Leben, recycelt uns!

Die Gläschen wollen recycelt werden. Mit einer augenzwinkernden Kampagne motivieren wir die Fans der wunderbaren Welt des Glasrecyclings auf Facebook dazu, den Marmelade- und Pestogläsern neues Leben zu schenken.

Weißglas - aus Restmüll abholenWeißglas - neues Leben

 

Quellen und links

Nachhaltigkeitsbericht der Austria Glas Recycling 2017: 40 Jahre Saubere Sache

Nachhaltigkeitsbericht der Austria Glas Recycling 2018: Saubere Sache in allen Welten

Comic ‘Aus dem Tagebuch einer Glasverpackung

Marmeladeglas

Motivforschung Gründe für die Restmüllentsorgung von Glasverpackungen, Market Institut, 31. Juli bis 10. August 2018, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren

 

2 thoughts on “Steigerung der Altglassammelmenge. Oder: Die Jagd auf das Marmeladeglas.”

  1. Kurt BÜRGER says:

    Liebe Freunde von der AGR/ARA, das größte Hindernis bei der Altglassammlung ist die Weigerung der Einkaufsmärkte (Spar, Billa, Lidl) eine Altglassammelstation beim EKZ aufzustellen. Dies obwohl diese eigentlich aufgrund der Produktverantwortung dazu verpflichtet sind diese vor Ort zurück zu nehmen. Somit sind die vielen schönen Worte nicht mehr als Schall und Rauch! Überzeugt mich vom Gegenteil und nehmt die Einkaufsmärkte in Arnoldstein in die Pflicht!!!

  2. Klaus Gattermayer says:

    Für mich wäre auch der Mechanismus zu hinterfragen warum Keramik und Porzelan im Altglas landen

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